Droht Tokio ein weiteres Starkbeben?
Eine seismische Lücke südwestlich der Hauptstadt gibt Forschern Rätsel auf
Das starke Erdbeben vom Freitag in Japan war für Geowissenschaftler keine Überraschung. Schließlich ist Japan eines der am häufigsten von Erdbeben erschütterten Länder der Welt, gleich vier tektonische Platten stoßen hier aufeinander. Im Süden und Nordosten der größten japanischen Insel Honshu schieben sich zwei Ozeanplatten unter das Land. Solche Plattengrenzen, an denen eine Platte im Erdmantel versinkt, bezeichnen Geowissenschaftler als Subduktionszonen. Diese meist an Tiefseegräben erkennbaren Nahtstellen sind die Schauplätze der stärksten Erdbeben auf der Erde. Sowohl das Erdbeben von Sumatra 2004 (Magnitude 9,0) als auch das von Chile 2010 (Magnitude 8,8) ereigneten sich an Subduktionszonen.
Seit 30 Jahren warnen japanische Seismologen, dass der Hauptstadt Tokio ein verheerendes Erdbeben droht. Doch es war nicht das Sendai-Beben – wie das Beben vom 11. März wegen des Epizentrums nahe der gleichnamigen Stadt. inzwischen inoffiziell genannt wird – mit dem sie gerechnet hatten. Ihr Fokus lag auf einer seit 150 Jahren ruhigen Plattengrenze etwa 120 Kilometer südwestlich von Tokio vor der Provinz Shizuoka. Ein Beben dort, das “Große Tokai-Beben”, könnte durch die Katastrophe vom vergangenen Freitag ein Stück näher gerückt sein, fürchten Experten nun. “Die Situation hat sich nicht verbessert”, sagt Frederik Tilmann, Seismologe am Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam. Seiner Einschätzung zufolge dürfte die Spannung in der gefährdeten Störungszone zugenommen haben – wie stark, müssen Berechnungen noch zeigen. “Die Gefahr für Tokio hat sich erhöht, aber auf einer längeren Zeitskala”, sagt der Forscher, der das Beben am Freitag selbst in Tokio miterlebte, inzwischen aber nach Deutschland zurückgekehrt ist. “Es wird nicht gleich morgen oder nächste Woche passieren.”
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